Wichtige Meilensteine des SEV seit 1919
Von der Gründung bis zur Gegenwart: 100 Jahre voller Geschichte, Tradition, Identifikation und Zusammenhalt.
Von der Gründung bis zur Gegenwart: 100 Jahre voller Geschichte, Tradition, Identifikation und Zusammenhalt.
Am 22. September 2018 forderten mehr als 20 000 Personen Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen.
An sechs Orten in der Schweiz sind rund 1400 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner für den GAV SBB auf die Strasse gegangen. Sie folgten dem Ruf der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV. Mit Ballon-Postkarten appelierten sie an die SBB-Führung, nicht länger auf ihren überzogenen Forderungen zu beharren und beim zu erneuernden GAV auf Kosten des Personals zu sparen.
Die Geburtsstunde von Fairlog Ende 2017: SEV, Syndicom und Unia spannen zusammen, um die Arbeitsbedingungen im Strassentransport, im Warenhandel und in der Logistik zu verbessern.
Das Personal der Navigazione Lago Maggiore (NLM) tritt gegen die Kündigung von 34 Angestellten auf dem Schweizer Seebecken vom Lago Maggiore in den Streik. Der Kampf auf dem Lago Maggiore bleibt eines der grössten Ereignisse, die den SEV 2017 und 2018 beschäftigten. Nach dem Streik konnte ein GAV ausgehandelt werden. Dieser trat am 1. Januar 2019 für drei Jahre in Kraft.
Am 8. Dezember schlug der SEV Alarm gegen die Sozial- und Lohndumpingpraktiken der Fernbusunternehmen, allen voran Flixbus. Er organisierte eine Aktion vor den Medien in Zürich und Genf.
Der SEV mobilisierte für die grosse nationale AHVplus-Kundgebung vom 10. September in Bern.
Mit einer symbolischen Gleisbesetzung in den Rangierbahnhöfen Basel-Muttenz und Chiasso haben die Bahngewerkschaften auf ihre Forderungen bei der Gotthard-Eröffnung aufmerksam gemacht. Die europäische, deutsche, italienische und die Schweizer Bahngewerkschaft SEV fordern gemeinsam das Prinzip, dass für ausländisches Personal die Löhne des Landes gelten, wo die Arbeit geleistet wird.
Die Kongressdelegierten machten Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamts für Verkehr, klar, dass die SEV-Basis fest entschlossen ist, sich gegen die vom BAV zugelassene oder gar mitverursachte Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zu wehren. Das Verkehrspersonal ist wütend über den Entscheid des BAV zu den Dumpinglöhnen der Crossrail-Lokführer und über die BAV-Strategie «Öffentlicher Verkehr 2030».
Am 19. November ab 3 Uhr früh standen alle 428 Trams und Busse der TPG während 24 Stunden still. Warum hat das TPG-Personal am 19. November gestreikt? Weil es das letzte Mittel war, um zu verhindern, dass am 4. Dezember das Kantonsparlament beschliesst, bei den TPG 130 Stellen abzubauen, davon 60 durch Entlassung. Erst der erfolgreiche Streik hat bei der Regierung zu Anzeichen von Dialogbereitschaft geführt.
Am 21. September 2013 zogen rund 15000 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter durch Bern, dies unter dem Motto «Stoppt Lohndumping und Rentenklau». Der SEV thematisierte insbesondere die absurde Idee der «Wackelrente» der Pensionskasse SBB.
Der SEV hat am Samstag, 19. November, in Olten an seiner Migrationstagung 2011 eine Kampagne lanciert, die der Fremdenfeindlichkeit und der dauernden politischen Polemik gegen die Ausländer/innen in der Schweiz entgegentritt.
Am 19. September 2009 demonstrierten trotz strömendem Regen über 7'000 SEV-Mitglieder in Bern gegen den «Pensionskassenbschiss» und beteiligten sich anschliessend an einer SGB-Grossdemonstration.
Der Streik im Industriewerk (IW) Bellinzona von SBB Cargo begann, als SBB-Cargo-Chef Nicolas Perrin am 7. März 2008 vor der versammelten Belegschaft ankündigte, dass der Lokomotivunterhalt in Bellinzona eingestellt und der Güterwagenunterhalt privatisiert werden sollte. Der Arbeitskampf dauerte einen Monat. Der Beschluss zur Schliessung beziehungsweise Privatisierung des Werks war ein klarer Vertrauensbruch von SBB Cargo gegenüber den Arbeiterinnen und Arbeitern. Ein Jahr zuvor hatte SBB Cargo noch angekündigt, im Werk 70 Stellen zu streichen, gleichzeitig aber in die langfristige Sicherung des Standorts zu investieren. Die Vorgänge in Bellinzona waren dabei Teil einer ganzen Kette von wenig durchdachten Restrukturierungsversuchen der SBB Cargo.
Text aus «Der SEV in Bewegung: vom Verband zur Gewerkschaft» von Adrian Zimmermann
Zu den bisher härtesten Auseinandersetzungen um eine Erneuerung des SBB GAV kam es 2006, nachdem die SBB den GAV vorzeitig gekündigt und umfangreiche Abbaumassnahmen gefordert hatten. Die Verhandlungen zogen sich über Monate hin und der SEV begann mit konkreten Streikvorbereitungen für den drohenden Fall eines vertragslosen Zustands. Dank einer guten Mobilisierung der Basis konnte der SEV zwar die von den SBB angestrebte Infragestellung des «Contrat Social verhindern. Doch andere Ergebnisse – die Verlängerung der Arbeitszeit auf 41 Stunden und der Abbau diverser Zulagen – waren schmerzhaft. An Fortschritten brachte der GAV 2007 eine weitere Ferienwoche für alle und die erstmalige Einführung eines fünftägigen bezahlten Vaterschaftsurlaubs.
Bild: Über 7000 SEV-Mitglieder nehmen am 23. September an der nationalen Kundgebung auf der Schützenmatte in Bern teil; die vorbeifahrenden Lokführer solidarisieren sich lautstark mit der Lokpfeife.
Text aus «Gewerkschaft des Verkehrspersonals - Retrospektive aus 100 Jahre» von Adrian Zimmermann
Aktion des SEV und der ETF am Rangierbahnhof Muttenz gegen Sozialdumping.
Nach über 20 Verhandlungsrunden und einer Grossdemonstration in Bellinzona trat am 1. Januar 2001 der GAV für die SBB und SBB Cargo in Kraft. Der GAV bedeutete die Ablösung des Beamtengesetzes durch das Bundespersonalgesetz. Bis heute sind dank dem SEV über 70 GAV entstanden.
Die Bahnreform, die im März 1998 vom Parlament angenommen wurde und per Anfang 1999 in Kraft trat, war zweifellos die grösste Reorganisation des öffentlichen Verkehrs seit der Verstaatlichung der Hauptbahnen im Jahr 1902. Zur harten Konkurrenz der anderen Verkehrsträger sollte damit noch der Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Bahnunternehmen kommen. Obschon der SEV sehr früh seine grundsätzliche Ablehnung jeder Privatisierung und Deregulierung erklärt hatte, trug er die Bahnreform schliesslich kritisch mit. Ausschlaggebend dafür war die finanzielle Entlastung der SBB. Gleichzeitig gelang es dem SEV, die Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen des Personals weitgehend zu sichern.
Text aus «Gewerkschaft des Verkehrspersonals - Retrospektive aus 100 Jahre» von Adrian Zimmermann
1996 verordnete der Bundesrat erstmals seit 1936 wieder einen Abbau der Nominallöhne. Der SEV berief am 8. August 1996 einen ausserordentlichen, mit einer Demonstration verbundenen Kongress ein. In den nächsten Monaten ergriff das SBB-Personal diverse Protest- und Kampfmassnahmen. Öffentlich am sichtbarsten waren die Protestkleber mit einem grossen Kaktus, die an Lokomotiven angebracht wurden.
Text aus «Der SEV in Bewegung: vom Verband zur Gewerkschaft» von Adrian Zimmermann
In den 1990er Jahre erstarkten neoliberale Kreise, die gesamtarbeitsvertragliche und gesetzliche Regelungen grundsätzlich in Frage stellten. Im öffentlichen Verkehr führte die zunehmende Rationalisierung gleichzeitig zu einem massiven Stellenabbau. Allein die SBB bauten rund einen Viertel ihres bisherigen Personals ab. Der SEV konnte schliesslich durchsetzen, dass dieser massive Personalabbau sozial abgefedert wurde. Zentral dafür war der sogenannte «Contrat Social», den die SBB und der SEV am 31. März 1993 unterzeichneten. Diese Vereinbarung garantierte den Beamten und ständigen Angestellten Beschäftigung und Besitzstand, soweit sie auch zur Übernahme einer zumutbaren anderen Tätigkeit bereit waren. Dank dem «Contrat Social» erfolgte der Abbau in aller Regel nicht über Entlassungen, sondern über Frühpensionierungen und teilweise Auslagerungen von Personal.
Text aus «Gewerkschaft des Verkehrspersonals - Retrospektive aus 100 Jahre» von Adrian Zimmermann
Am 27. September 1992 wurde die Vorlage über die Neuen Eisenbahn Alpen-Transversalen (NEAT) von 63,3 Prozent der Stimmenden angenommen. Am 27. September 1992 wurde die
Vorlage über die Neuen Eisenbahn Alpen-Transversalen (NEAT) von 63,3 Prozent der Stimmenden angenommen.
Mit dem ursprünglich von im SMUV organisierten Uhrenarbeiterinnen angeregten Frauenstreik vom 14. Juni 1991 machten in der ganzen Schweiz Frauen eindrücklich auf die 20 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts und zehn Jahre nach Aufnahme eines Gleichstellungsartikels immer noch bestehende Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt und im Alltag aufmerksam. Auch die SEV-Frauengruppen beteiligten sich aktiv am Frauenstreik und setzten zunehmend erfolgreich die Anliegen der Eisenbahnerinnen auf die SEV-interne Traktandenliste.
Am SEV-Kongress 1991 wurde die Frauenkommission in den Statuten verankert. Die Bemühungen, Frauen gezielter anzusprechen, trugen Früchte und es gelang dem SEV, den Anteil der Frauen an seiner Mitgliedschaft deutlich zu steigern. 1/6 der Mitglieder waren nun weiblich. Auch in die Leitungsgremien hielten Frauen Einzug. Mit Helène Weber wurde 1991 erstmals eine Frau zur Verbandssekretärin gewählt.
Seit Anfang der 1980er-Jahre wurde die Verkürzung der Lebensarbeitszeit verstärkt zum gewerkschaftlichen Ziel. Seit 1968 galt beim SBB-Personal die 44-Stunden-Woche – obwohl sich in der Privatwirtschaft bereits die 40-Stunden-Woche durchgesetzte. 1987 wurde, nach langem politischem Kampf, die 42-Stunden-Woche auch für das Bundespersonal eingeführt.
Text aus «Der SEV in Bewegung: vom Verband zur Gewerkschaft» von Adrian Zimmermann
Am 27. November 1982 demonstrierten 35'000 Angehörige des Bundespersonal für die mit dem Bundesrat bereits ausgehandelte, aber vom Parlament verzögerte Einführung der 42-Stunden- Woche.
1500 Mitglieder beteiligten sich an der Protestkundgebung des Unterverbands der Stationsbeamten (SBV) am 16. September 1972: Das Stationspersonal konnte im Rahmen
einer grossen Mobilisierungsaktion durchsetzen, dass die SBB in einem Abkommen «Gleiche Arbeit, gleicher Lohn» auch die weiblichen Stationsbeamtinnen als gleichwertig anerkannten.
Text aus «Der SEV in Bewegung: vom Verband zur Gewerkschaft» von Adrian Zimmermann
Am 7. Februar 1971 wurde in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt. Im Wahlkampf war auch der SEV stark engagiert
1966 erkämpfte sich das Bundespersonal die Verkürzung der wöchentlichen Normalarbeitszeit von 48 auf 44 Stunden.
Zwischen den Anstellungsbedingungen bei den KTU und den SBB, aber auch unter den verschiedenen KTU bestanden zum Teil sehr grosse Unterschiede. Geregelt waren die Arbeitsbedingungen meist in «Dienstord nungen» für die einzelnen Unternehmen. Eine gewisse Vereinheitlichung brachte hier ab 1961 die vom SEV erkämpfte sogenannte «Systematisierung der Personalaufwendungen», die auf dem Eisenbahngesetz von 1957 aufbaute. Der Artikel 58 des Gesetzes sah vor, dass die KTU zur Deckung ihrer Defizite Bundeshilfe beantragen konnten. Der SEV konnte durchsetzen, dass dabei auch die Personalaufwendungen berück sichtigt wurden. Die KTU konnten fortan ihren Perso nalaufwand bis maximal zu einem dem Durchschnitt der SBB Personalkosten entsprechenden Betrag geltend machen. Somit hatten Lohnveränderungen bei den SBB jeweils auch Auswirkungen beim Personal der Privatbahnen. Die «Systematisierung» wurde jeweils vom Bundesamt für Verkehr (BAV) «im Einvernehmen» mit dem VST, dem SEV und den christlichen Minder heitsgewerkschaften in Verordnungen festgelegt.
Text aus «Gewerkschaft des Verkehrspersonals - Retrospektive auf 100 Jahre», Adrian Zimmermann, 2019
Am 6. Juli 1947 nahm das Stimmvolk das AHV-Gesetz an, Anfang 1948 wurden die ersten Renten ausbezahlt. Zu den Pionieren im Kampf um die AHV gehörte auch der SEV, damals noch als Eisenbahnerverband.
In der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre musste das Bundespersonal hart um seine Löhne kämpfen. 1932 beantragte Bundesrat Jean-Marie Musy in dem nach ihm benannten «Lex Musy» eine Kürzung der Löhne des Bundespersonals um zehn Prozent. Am 11. September 1932 demonstrieren in der ganzen Schweiz über 100'000 Personen gegen den Lohnabbau. Gegen den Parlamentsbeschluss, der einen etwas geringeren Lohnabbau von 7,5 Prozent vorsah, ergriffen die Gewerkschaften und Angestelltenverbände das Referendum. Es gelang ihnen, zehnmal mehr Unterschriften zu sammeln, als die damals notwendigen 30'000.
Text aus «Gewerkschaft des Verkehrspersonals - Retrospektive aus 100 Jahre» von Adrian Zimmermann
Das Beamtengesetz von 1927 brachte eine einheitlichere und klarere Regelung der Anstellungsbedingungen und sicherte die im Landesstreik erreichten Lohnanpassungen. Ein empfindlicher Eingriff in die Rechte des Personals war aber das Streikverbot
Die Annahme der Revision des Arbeitszeitgesetzes am 31. Oktober 1920 brachte dem Verkehrspersonal die 48-Stunden-Woche.
Nach kurzer Krankheit verstarb der erste Generalsekretär Emil Düby bereits am 26. Juli 1920. Seine Nachfolge als Generalsekretär trat der gelernte Stationsbeamte Robert Bratschi (1891-1981) an, der bis 1953 im Amt blieb und das Gesicht des SEV und der gesamten schweizerischen Gewerkschaftsbewegung während Jahrzehnten wesentlich mitprägte.
Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schlossen sich Lokomotivführer, Kondukteure, Rangierarbeiter und weitere Berufskategorien bei der Eisenbahn zusammen, um ihre Interessen gegenüber den Arbeitgebern zu verteidigen. Mehrere Versuche zu deren Vereinigung scheiterten. Erst nachdem die Eisenbahner im Landesstreik 1918 eine tragende Rolle gespielt hatten, kam es zum Zusammenschluss.
Vor hundert Jahren, am Sonntag 30. November 1919, schlossen sich im Berner Rathaus folgende vier, im öffentlichen Verkehr tätigen Gewerkschaften zum Schweizerischen Eisenbahnerverband (SEV) zusammen:
Zum Generalsekretär des SEV wählten die Delegierten der Gründungsversammlung den früheren Verwaltungsangestellten und sozialdemokratischen Nationalrat Emil Düby (1874-1920), zum Präsidenten den Berner Anwalt Harald Woker (1883-1944).
Mit der Gründung des SEV drückten die Eisenbahner aus, dass sie trotz der Vielfalt ihrer unterschiedlichen Berufskategorien eine gemeinsame Gewerkschaft bilden wollten, die sich ihrerseits als Teil der schweizerischen und internationalen Arbeiterbewegung verstand.
Bild: Szenen beim Landesstreik in Biel.
Text aus «Gewerkschaft des Verkehrspersonals - Retrospektive aus 100 Jahre» von Adrian Zimmermann