Mobilität 2040:

Ein Blick in die Zukunft der Mobilität

Ruedi Blumer, Präsident VCS Schweiz

Die Klimaerhitzung ist bedrohlich – Handeln ist Pflicht insbesondere bei der Mobilität

Angesichts der fortschreitenden weltweiten Klimaerhitzung besteht dringender Handlungsbedarf. Mit dem Pariser Klimaabkommen ist die Mindest-Zielsetzung gegeben. Bis 2050 muss die Klimaerwärmung auf plus 1.5% gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden. Dazu ist die Reduktion des Treibhausgasausstosses auf netto Null auch in der Schweiz nötig und dies ohne Kompensation im Ausland.

40% des CO2-Ausstosses verursacht zurzeit in der Schweiz der Strassen- und Flugverkehr. Damit ist klar, dass hier ein wichtiger Hebel zur Problemlösung liegt.

Unter dem Begriff «Mobilität 4.0» werden oft Themen wie autonomes Fahren, vernetzte Logistikketten, integrierte Personenverkehrssysteme oder Drohnenverkehr behandelt. Das zeigt zum einen die Breite des Themas und die Durchdringung des Privat- und Geschäftslebens durch die Digitalisierung. Es ist jedoch oft eine sehr technische Sicht, eine zu technikgläubige Sicht. Wichtig und nötig ist zusätzlich auch eine kritische Hinterfragung unserer Gewohnheiten unserer Anspruchshaltung, unserer Konsummentalität, unseres zu grossen Fussabdruckes.

Der VCS, Verkehrsclub der Schweiz feiert dieses Jahr seinen 40. Geburtstag. 40 Jahre für Mensch und Umwelt!

Diese Zielsetzung gilt weiterhin. Die Klimaerhitzung mit all ihren negativen Folgen macht für den VCS klar und deutlich, dass insbesondere bei der Mobilität einschneidende Verhaltensänderungen dringend nötig sind. Das geschieht in erster Priorität durch Vermeiden von Verkehr, dann durch Verlagern und in dritter Priorität durch Verbessern der Art der Mobilität.

Meine Antworten als VCS-Präsident auf die Fragestellung des SEV: «Wie würde sich aus Sicht Ihrer Organisation die Mobilität im Jahr 2040 idealerweise gestalten?» lauten folgendermassen:

  1. Es gibt in der Schweiz keine Inlandflüge mehr.
  2. Die elf Regionalflugplätze sind alle aufgehoben und die Landepisten renaturiert.
  3. Die Anzahl Flüge hat sich weltweit gegenüber heute halbiert. Herr und Frau Schweizer reduzieren um 75%. Sie fliegen heute doppelt so viel wie unsere Nachbarn in Deutschland, Frankreich, Italien oder Österreich und mehr als 10mal mehr als der Weltdurchschnitt.
  4. Billig-Airlines wie EasyJet gibt es nicht mehr.
    Flugtickets kosten mehr als doppelt so viel wie heute. Auf dem Kerosin werden weltweit erhebliche Steuern und Abgaben erhoben, die zum einen Teil an die Bevölkerung rückvergütet werden und zum andern Teil für Bau und Unterhalt von fossilfreien Verkehrsinfrastrukturen wie Fuss- und Velowege oder Tram- und Bahnangebote zur Verfügung stehen.
  5. Dreiviertel der Haushalte in Städten und Agglomerationen besitzen kein eigenes Auto mehr
  6. Autofreies Wohnen ist zum Megatrend geworden.
  7. Es verkehren mehr Tram, Eisenbahnen und auch Nachtzüge in Europa
  8. Das Verlagerungsziel der Güter am Gotthard ist übertroffen und im ganzen Land fand eine wesentliche Verlagerung der Gütertransporte von der Strasse auf die Schiene statt.
  9. Mehr als die Hälfte der Nutzfahrzeuge sind mit Wasserstoff-Elektro-Antrieb unterwegs.
  10. Die Distanzen zwischen Wohn-, Arbeits-, Einkauf- Freizeit und Ferienort haben sich wesentlich verkürzt.
  11. Die Menschen wählen das Verkehrsmittel in aller Regel klimabewusst. Folglich wird das (Sharing)-Auto nur dann gewählt, wenn mehrere Personen oder erhebliches Material transportiert werden muss.
  12. Die PW werden mit Batterien betrieben, die mit fossilfreiem Strom aufgeladen werden.
  13. Der Modalsplit der Verkehrswege hat sich so verändert, dass etwa 40% der Wege in Städten und Agglomerationen mit dem Velo oder E-Bike zurückgelegt werden.
  14. Stadt- und Ortszentren sind autofrei und innerorts hat sich Tempo 30 etabliert.
  15. Die Energie und somit auch der Transport werden wesentlich teurer sein als heute. Dadurch reduziert sich die Verkehrsmenge für Menschen und Waren. Durch Lenkungsabgaben mit Rückvergütungen an die Bevölkerung soll sparsamer Mobilitätskonsum belohnt werden.

Soweit meine 15 Antworten auf die Frage nach der idealen Gestaltung der Mobilität im Jahre 2040. Wir müssen lernen zu verzichten, klimafeindliche Gewohnheiten überwinden. Nur so wird es uns gelingen die Klimakatastrophe abzuwenden. Es geht um die Zukunft, um die Lebensgrundlagen unserer Jugend. Was heute in vielen Ohren noch nach utopischen Idealen tönt, wird in 20 Jahren überlebenswichtig sein, gar über Leben und Tod entscheiden – für Mensch, Tier und Umwelt!

Ferien sind nötig und wichtig für Gesundheit, Ausgleich und Wohlergehen. Ein Flug in ein fernes Land jedoch nicht. Der Erholungswert der Ferien in der Schweiz oder im benachbarten Ausland ist in aller Regel grösser. Schöne Ferien ohne Stau!

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Daniel de Roulet, New Alliance

2040 gibt es in der Schweiz noch genau zwei Städte, in denen der öffentliche Verkehr nicht gratis ist, Genf und Lugano. Und zwar, weil dort die Verkehrsbetriebe privatisiert wurden und sich die Eigentümer immer noch vorstellen, mit dem investierten Kapital viel Geld verdienen zu können. Andernorts war es einfacher. Zuerst wurde allen Jugendlichen von 16 bis 20 Jahren ein Generalabonnement abgegeben, dann dasselbe für alle, die sich verpflichteten, für drei Jahre aufs Auto zu verzichten. Und so weiter, bis alle das tolle Abonnement als Ergänzung zum allgemeinen Grundeinkommen bekamen.

Bei der Bahn wurde die erste Klasse abgeschafft oder vielmehr mit einer merklichen Komfortsteigerung allen geöffnet.

Die Autobahnen, die das Land durchquerten, wurden umgebaut, um Velos, Trottinetten und weiteren neuen sanften Verkehrsmitteln freie Fahrt zu ermöglichen. Die Fussgänger haben überall Vorrang.

Eine folkloristische Ausnahme wurde heftig diskutiert: Jedes Jahr am 1. April werden die ehemaligen Autobahnen für einen Tag den Motorfahrzeugen überlassen, damit alle Nostalgiker der 20er Jahre sich auf eigene Verantwortung vergnügen können, ohne jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung. Das ganze Strassennetz erlebt an diesem Tag die verrücktesten Rennen. Einzelne Enthusiasten erreichen zwischen den Ausfahrten Olten und Bern Durchschnittsgeschwindigkeiten über 300km/h.

Einzelne Autos sind übriggeblieben, und wer seine Prinzessin protzig am Bahnhof abholen will, kann sich einfach einen weissen Rolls Royce mit einem sehr alten Jahrgang besorgen.

Die Bahngesellschaften wurden mit den andern Transportgesellschaften (Seilbahnen, Flugzeuge, Busse, Taxis usw.) in einem öffentlichen Konsortium zusammengeführt, das dezentral von Bürgerdelegationen geführt wird. Jede Region hat ihren Mobilitätsrat, der die Planung und den Unterhalt des Netzes behandelt, basierend auf öffentlich verfügbaren Daten, wie sie die GAFA sammelten, bevor die Zivilgesellschaft sie in ihre Hoheit holte.

Wie ist es so weit gekommen? Zu Beginn der 2020er Jahre haben Deutschland und Holland den Klimanotstand ausgerufen, und auch in der Schweiz haben die kantonalen und nationalen Parlamente unter dem Druck der Jungen Massnahmen beschlossen, damit es wieder zumindest an einem Tag im Jahr bis in die Niederungen schneit.

Entgegen der alarmierenden Vorhersagen, die eine Zunahme des Güterverkehrs erwarten liessen, nimmt dieser ab, und die Berechnungen der Experten kündigen einen Rückgang der beförderten Güter auf einen Zehntel, ja einen Hundertstel im Vergleich zum Volumen von 2015 an, ohne jegliche Komforteinbusse, ganz im Gegenteil. Lebensmittel werden nicht mehr transportiert, sondern lokal produziert, Rohstoffe rezykliert, und es reisen keine Handelsgüter mehr um die ganze Welt.

Auch bei der Personenbeförderung hat sich innert zwanzig Jahren viel geändert. Die täglichen Fahrten zwischen Wohn- und Arbeitsort haben stark abgenommen, dies dank intelligenter Raumplanung und dem Rückgang der Arbeitszeit ausser Haus. Mobilität auf Abruf wird zur Norm. Digitale Systeme ermöglichen die Programmierung von Zügen, Taxis, Schiffen und andern Transportmitteln derart, dass bald jedes Reisebedürfnis innert einer halben Stunde befriedigt werden kann. Wenn ich von Carouge nach Grenoble will, schlägt mir das System das wirtschaftlichste Transportmittel vor, je nach Zahl der Reisenden mit dem gleichen Wunsch. Ist es ein Zug, kann ich mit einem Panoramawagen rechnen, um die Landschaft zu bewundern, und mir werden feine Speisen serviert, damit ich die Reise geniesse. Aber vielleicht ist es auch ein Kleinbus oder gar ein Luftschiff. Es gibt überhaupt keinen festen Fahrplan mehr, alles richtet sich nach der Anfrage der Reisenden. Die Ökobelastung jedes einzelnen, also die Verschmutzung, die diese neue Form des Wohnens und des Reisens erzeugt, hat sich innert zwanzig Jahren schrittweise reduziert, und alle können sehen, dass dies ohne Elend geschah und ohne die Freude am Leben auf dieser Erde zu verlieren.

Die Arbeiten im Personenverkehr haben sich massiv verändert. Aufgrund der Roboterisierung sind viel weniger Leute mit Unterhalt und Reinigung beschäftigt, aber umso mehr mit den Anliegen und den Bedürfnissen der Passagiere. Bus- und Taxichauffeure stehen dem Publikum zur Verfügung, das sie betreuen und begleiten.

Insgesamt ist das Zusammenleben der Gesellschaft 2040 auf einem guten Weg, und seit es keine Billette mehr gibt, haben sich die letzten grimmigen Kontrolleure pensionieren lassen.

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Bea Heim, IGöV

Mobilität 2040 und was wir vom iPhone lernen können

Wie werden wir im Jahr 2040 unsere Mobilität organisiert haben? Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss: der Verkehr im 2040 wird menschenfreundlich, nachhaltig und klimaneutral sein. Oder er wird nicht mehr sein. Weil wir uns etwas anderes gar nicht mehr leisten können. In jeder Hinsicht: ökonomisch und ökologisch. Das tönt apokalyptisch. Ist aber das Gegenteil davon. Wer nach vorne schauen will, sollte sich erinnern, wie rasch sich Dinge in der Vergangenheit geändert haben.

So wenig wie ich weiss, wie genau die Mobilität 2040 aussehen wird, weiss ich, womit wir vor 21 Jahren telefoniert haben – ich weiss nur, dass es kein iPhone gewesen ist. Denn das erste Modell kam erst vor 17 Jahren auf den Markt. Und es hat die Welt entscheidend verändert. Im Jahr 2000 kostete eine Kilowattstunde Schweizer Solarstrom rund einen Franken, heute sind es im Durchschnitt noch etwa 15 Rappen, Tendenz weiter sinkend. Zwei Beispiele von unzähligen, die zeigen, wie rasant sich Technologien entwickeln und durchsetzen können, wenn die Zeit (und die Rahmenbedingungen) reif sind.

In der Mobilität haben wir aktuell zwei Hauptprobleme: die Verkehrsflächen sind zu gross und der Anteil an klimaschädigenden Fortbewegungsmitteln viel zu gross. Dafür ist in erster Linie der individuelle Motorfahrzeugverkehr verantwortlich: 23 Stunden pro Tag stehen Autos auf Parkplätzen und in Garagen rum. Die Parkplatzsuche in Städten verursacht einen Drittel des Verkehrs. Das vernichtet Arbeits- und Lebenszeit. Und 30 Prozent der inländischen CO2-Emissionen gehen auf den Strassenverkehr zurück. Der motorisierte Individualverkehr ist ineffizient, gefährlich und umweltschädlich. Ein Konzept nicht nur von gestern, sondern von vorgestern.

Viele gescheite Menschen weltweit denken darüber nach, wie das zu ändern wäre. Und was sie planen und denken, tönt vielleicht noch so phantastisch nach Science Fiction, wie 1999 die Idee, mit einem Telefon sein ganzes Leben organisieren zu können, inklusive Zahlungen erledigen und die Heizung fernsteuern. Doch was wäre, wenn das individuelle motorisierte Fortbewegungsmittel nur noch dann zum Einsatz kommt, wenn es tatsächlich sinnvoll ist? Wenn es dann so effizient wie irgend möglich seine Aufgabe erledigt? Wenn es klimaneutral mit erneuerbarer Energie betrieben wird? Das «Automobil» also seinem Namen tatsächlich gerecht würde und wirklich «selbstbeweglich» wäre und diese Art von Mobilität 2040 geteilter und damit ein Teil des Servic public würde?

Wer weiss, vielleicht fahren in unseren Städten bald Roboterautos, die man sich innert Minuten per App bestellen kann? Statt selber ein Fahrzeug zu besitzen, das die meiste Zeit unbenutzt rumsteht, ein öffentliches Angebot? Wer weiss, vielleicht jagen wir in 20 Jahren in kleinen Bahnkapseln mit Schallgeschwindigkeit zwischen den Städten hin und her? Im Wallis bauen die SBB schon eine «Hyperloop»-Teststrecke, in den USA plant Tesla-Unternehmer Elton Musk Ähnliches bereits in grösseren Dimensionen und mit viel mehr Geld.

Zukunftsmusik, gewiss. Noch. Und vielleicht kommt vieles ganz anders. Doch vergessen wir das Beispiel des Smartphones und seine Auswirkungen nicht! Oder den Preissturz und die Leistungsexplosion bei der Solarenergie.

Wie werden wir im Jahr 2040 unsere Mobilität organisiert haben? Ich weiss es nicht. Wovon ich aber überzeugt bin, ist: dass die Mobilität 2040 grüner sein wird als heute, der Verkehr insgesamt umweltverträglicher, energieeffizienter, automatisierter, die multimodalen Angebote besser vernetzt, das Tarifsystem vereinheitlicht, die Züge im Fernverkehr schneller und leistungsfähiger. Das Bahnnetz der Schweiz gehört heute zu den dichtesten der Welt. Unsere Bahnen sind das effizienteste, das zuverlässigste und darum das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel. Es ist schon heute ökonomisch und ökologisch fortschrittlich. Zu diesem Erfolg hat insbesondere das Bahnpersonal einen sehr wichtigen Anteil beigetragen. 2040, dessen bin ich sicher, braucht es neben allen technischen Errungenschaften, die sich bereits abzeichnen und auch jenen, von denen erst die Forscherinnen und Forscher wissen, einen starken service public und das Bewusstsein, dass sinnvoll gestaltete Mobilität für eine Gesellschaft so zentral ist wie Strom- und Wasserversorgung. Dafür braucht es Menschen. Menschen, die anständig bezahlt und faire Arbeitsbedingungen haben. Und darum braucht es den SEV auch im Jahr 2040 noch – ganz egal, wie die Mobilität sich technisch entwickeln wird.

Bea Heim, Nationalrätin

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Peter Goetschi, Zentralpräsident TCS

Wir schreiben das Jahr 2040. Automatisierte Fahr- und „Fliegzeuge“, entflechtet unterwegs, unter dem Boden, auf dem Boden und über dem Boden, prägen das Mobilitätsbild. Ein Jugendlicher macht sich diesbezüglich seine Gedanken.

Ich diskutiere oft und gerne mit meinen Grosseltern, in den 70er-Jahren geboren, wie es denn in ihrer Jugend gewesen sei und ich höre da ganz spannende Geschichten:

Es habe Lager gegeben – Autofahrer und ÖV-Fahrer, mit anderen Worten, diejenigen, die mit ihrem eigenen Fahrzeug unterwegs waren und diejenigen, die mit vielen anderen Personen in Bus oder Bahn nach Fahrplan, dem sogenannten öffentlichen Verkehr, unterwegs waren.

Diese beiden Lager hätten sich dann allmählich durchmischt – man sei nicht mehr ausschliesslich mit dem einen oder anderen Verkehrsmittel unterwegs gewesen, sondern habe auch gelegentlich gewechselt. Der Autofahrer habe ab und zu auch den Zug genommen und die ÖV-Fahrer hätten sich auch mal ein Auto ausgeliehen bzw. gemietet.

Und dann sei ein grosser Umbruch gekommen: Digitalisierung, Mobilität 4.0 und andere Schlagwörter und Trends hätten sich breit gemacht und die Weltbilder der beiden Lager auf den Kopf gestellt! Strasse, Schiene, individuell oder kollektiv, öffentlich oder privat, mit vier, zwei oder gar ohne Räder? Im Eigentum oder geteilt? Das interessierte plötzlich niemanden mehr. Die «Multioptionsgesellschaft» war auch in der Mobilität angekommen. Plötzlich konnten alle wählen, ob sie immer noch mit dem eigenen Auto, mit dem eigenen Fahrrad oder Motorrad unterwegs sein wollten, oder ob sie sich nicht besser aus den vielfältigen Mobilitätsdienstleistungen bedienen sollten.

Die Grenzen zwischen öffentlichem Verkehr und Individualverkehr vermischten sich immer stärker und verschwanden schliesslich ganz. Übrig blieb die umfassende, kombinierte Mobilität, wie wir sie heute kennen.

Diese Entwicklung ging selbstverständlich nicht ohne Reibungen und Vorbehalte. Die Digitalisierung machte Angst: meine Grosseltern wollten sich nicht, wie sie sagen, „einer Maschine ausliefern“; ja sie trauten einer Maschine gar nicht zu, selber zu fahren! Und sie wollten auch nicht, dass jemand weiss, wohin sie fuhren und wie sie fuhren. Datenschutz und Datensicherheit seien damals grosse Diskussionspunkte und Fragezeichen gewesen.

Und auch für den TCS, den es damals bereits seit über 100 Jahren gab, sei es eine spannende, aber auch nicht einfache Zeit gewesen. Denn plötzlich war nicht mehr nur ein ausgezeichneter Pannendienst gefragt – nein, es galt nun die Mitglieder in ihrer gesamten Mobilität zu begleiten.

Ich finde diese Geschichten und die Diskussionen mit meinen Grosseltern enorm spannend. Sie konnten sich eine automatisierte und völlig multimodale Mobilität noch nicht vorstellen. Ich dagegen habe Mühe zu verstehen, wie sich meine Grosseltern mit einem eigenen Fahrzeug abmühen konnten, den Service an ihrem Auto organisieren mussten, Reifen zur Zeit wechselten und im Stau standen. Teilweise haben sie gar bis spät in die Nacht gewartet, um ihre Kinder von einem Fest abzuholen oder sonst wie Taxi zu spielen. All dies ist für mich schlicht und einfach unvorstellbar!

Ich weiss es zu schätzen, dank der Digitalisierung, eine auf meine Bedürfnisse zugeschnittene Mobilität geniessen zu dürfen. Ich will von A nach B kommen, mit Auto, Zug, Flugzeug, Bus, Fahrrad oder Scooter, die bereits meine Grosseltern kannten. Aber auch mit Fortbewegungsmitteln, die zur Zeit meiner Grosseltern noch in den Kinderschuhen standen, wie z.B. die Drohnen. All dies kann und will ich frei kombinieren, nach meiner Laune und meinem Portemonnaie, aber auch nach dem Verkehrsaufkommen und der mir zur Verfügung stehenden Zeit. Je nach prognostiziertem Verkehrsaufkommen oder bei Störfällen kann ich die Route kurzfristig anpassen oder auch das Verkehrsmittel wechseln, um rechtzeitig ans Ziel zu gelangen. Jeder Verkehrsträger wird dadurch ideal genützt und ausgelastet. Staus und Wartezeiten sind deshalb heute fast kein Thema mehr. Das weiss ich zu schätzen, wie übrigens auch die Tatsache, ab und zu selber ein Auto zu lenken; das habe ich wohl von meinem Grossvater geerbt …

Zwei Dinge haben aber nicht geändert: einerseits wird die Mobilität wie zur Zeit meiner Grosseltern auch heute vom Entdecken, Erfahren und Erleben in den Ferien, vom Geniessen in der freien Zeit und von der sogenannten Zweckmobilität im Alltag auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause geprägt. Und andererseits ist es für mich auch heute immer noch wichtig, den TCS als treuen Begleiter immer noch an meiner Seite zu haben. Denn auch die automatisierte und kombinierte Mobilität im Jahre 2040 ist nicht pannenfrei!

Und auch wenn ich die Mobilität des Jahres 2040 grundsätzlich toll finde, bin ich mir sicher, dass sich auch diese noch weiterentwickeln wird. Im Besonderen werden Effizienz und Flexibilität noch weitere Schübe erleben. Was genau aber meine eigenen Grosskinder einmal erleben werden, das kann ich mir heute ganz einfach nicht vorstellen!

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Nicole Woog, Pro Infirmis

Unsere Vision «Mobilität 2040» sieht vor, dass die Mobilitätsbedürfnisse aller Menschen berücksichtigt sind und der öffentliche Verkehr und öffentliche Raum für alle barrierefrei nutzbar ist. Deshalb soll 2040 ein zugängliches und damit hindernisfreies, flächendeckendes Mobilitätsangebot allen Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen.

Menschen mit oder ohne Einschränkung sind als Berufstätige, Konsumenten von Freizeit- und Kulturangeboten und Einwohner auf uneingeschränkte Mobilität angewiesen.

Um die Vision «Mobilität 2040» für alle Bevölkerungsgruppen zu realisieren, sind entsprechende Planungsprozesse vorzusehen und Massnahmenpläne frühzeitig bereitzustellen. Ende 2023 läuft die zwanzigjährige gesetzliche Umsetzungsfrist zum Anpassen des öffentlichen Verkehrs an die Bedürfnisse von Personen mit Einschränkung und älteren Personen ab (BehiG, 2004). Viele Anpassungen wurden zwischenzeitlich realisiert, aber noch lange nicht alle. Auswertungen zeigen grosse Unterschiede bei den verschiedenen Verkehrsmitteln und in den verschiedenen Regionen und Kantonen. Wo nicht frühzeitig begonnen wurde, sind nun umfangreiche Umsetzungsmassnahmen nötig.

Einleitung und Erklärung

Unsere Vision «Mobilität 2040» sieht vor, dass die Mobilitätsbedürfnisse aller Menschen berücksichtigt sind und der öffentliche Verkehr und öffentliche Raum für alle barrierefrei nutzbar ist. Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung zur persönlichen Entfaltung und Lebensqualität. Menschen mit oder ohne Einschränkung sind als Berufstätige, Konsumenten von Freizeit- und Kulturangeboten und Einwohner auf uneingeschränkte Mobilität angewiesen.

Barrierefreiheit soll zum Standard werden

Barrierefreiheit bedeutet für die gesamte Bevölkerung eine komfortablere und sicherere Mobilität und sichert einen effizienten Verkehrsbetrieb. Oft wird unterschätzt, wie vielen Nutzergruppen ein zugängliches Verkehrsangebot einen erheblichen Nutzen bringt: Dies sind ältere Personen, Personen mit Versorgungsaufgaben (wie dem Transport von Einkäufen), Personen mit temporären Mobilitätseinschränkungen (nach einem Unfall), Personen mit Betreuungsaufgaben (mit Kleinkindern, Kinderwagen, etc.) und Menschen mit einer Einschränkung. Dank einer barrierefreien Mobilität wird das Aktionsfeld vergrössert und der Alltag bedeutend erleichtert.

2040 soll ein zugängliches und damit hindernisfreies und flächendeckendes Mobilitätsangebot allen Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen. Dieses beinhaltet barrierefrei gestaltete Strassen, Wege, Haltestellen, Anlegestellen, Bahnhöfe und Flughäfen und entsprechend barrierefrei gebaute Fahrzeuge (Kraft-, Scheinen-, Wasser-, Luftfahrzeuge, usw.)

Vision ‚Mobilität 2040‘

Die Vision «Mobilität 2040» beinhaltet die Bereitstellung der erforderlichen und korrekten Ausrüstungen, Technologien und Systeme zur Befähigung des Individuums, seine Umwelt gut und einfach zu nutzen. Innovative Technologien und neue Formen der Fortbewegung sollen 2040 die Lebensqualität eines jeden Einwohners, jeder Einwohnerin und der Gesellschaft als Ganzes verbessern. Automatisierte und intelligente Fahrzeuge, welche spezifische Bedürfnisse berücksichtigen, sollen dabei den Menschen unterstützen. Neue, dicht vernetzte zugängliche Verkehrssysteme, mit einfachen Umsteigemöglichkeiten, kurzen Wegen zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln und gut vernetzten, digitalen Informationssystemen, befähigen alle Bevölkerungsgruppen zur Mobilitätssteigerung.

Digitale Informationen und Daten

Digitale Informationen und Daten sind ein ganz wesentlicher Bestandteil der «Mobilität 2040». Sie ermöglichen den Nutzerinnen und Nutzern einen selbstständigen, einfachen Zugriff und Gebrauch von vielen Dienstleistungen. Die Informationssysteme für Zugänglichkeit sollen im Jahr 2040 vernetzt sein, verlässlich und aktuell sowie flächendeckend für die ganze Schweiz. Die Informationen sind mit Informationssystemen im Ausland vernetzt und erlauben grenzüberschreitenden, barrierefreien Verkehr in die fünf Grenzländer und über diese hinweg.

Umsetzungsmassnahmen schweizweit gefordert

Um die Vision «Mobilität 2040» für alle Bevölkerungsgruppen zu realisieren, sind entsprechende Planungsprozesse vorzusehen und Massnahmenpläne frühzeitig bereitzustellen. Ende 2023 läuft die zwanzigjährige gesetzliche Umsetzungsfrist zum Anpassen des öffentlichen Verkehrs an die Bedürfnisse von Personen mit Einschränkung und älteren Personen ab (BehiG, 2004). Viele Anpassungen wurden zwischenzeitlich realisiert, aber noch lange nicht alle. Auswertungen zeigen bei den verschiedenen Verkehrsmitteln und in verschiedenen Regionen und Kantonen, dass grosse Unterschiede bestehen. Wo nicht frühzeitig begonnen wurde, sind nun umfangreiche Umsetzungsmassnahmen nötig.

Frühzeitige Planung ist wichtig

«Mobilität 2040» bringt sehr viele Chancen, aber natürlich auch Risiken. Um Risiken zu minimieren ist es wesentlich, frühzeitig fachspezifisches Wissen in die Planungsprozesse einzubringen. Die Analyse spezifischer Mobilitätsanforderungen einzelner Nutzergruppen gilt es frühzeitig einzuplanen. Die Nutzergruppen sind vielfältig und beinhalten Menschen mit Mobilitätseinschränkung, Menschen mit visueller, auditiver, psychischer oder kognitiver Einschränkung, ältere Menschen, Frauen, Jugendliche, Kinder, Kleinkinder, Menschen mit Migrationshintergrund und Personen mit temporärer Einschränkung. Das Erarbeiten gezielter Massnahmen für die Umsetzung der Anforderungen der vielfältigen Nutzergruppen ist entscheidend im Planungsprozess. Ziel dabei ist es möglichst alle Anforderungen gut zu berücksichtigen und Zielkonflikte konkurrierender Nutzungsansprüche zu minimieren. Bauliche Barrieren wurden meistens nicht mit Absicht errichtet, sondern sind oft nur das Ergebnis fehlender Sachkenntnis und sind oft planlos entstanden.

Neues Informationssystem zur Barrierefreiheit

Mit der Dienstleistung „Digitale Zugänglichkeitsdaten“ baut Pro Infirmis ein Informationssystem zur Barrierefreiheit auf. Dabei werden verlässliche Daten zur Zugänglichkeit von öffentlich zugänglichen Bauten und Räumen im Rahmen von nationalen, kantonalen, kommunalen sowie auch regionalen Projekten erfasst. Diese werden anschliessend auf allgemein zugänglichen Portalen publiziert, wie z.B. search.ch. Neue Partner kommen laufend dazu. Die erfassten Daten sollen möglichst frei zugänglich und damit umfassend nutzbar sein. Diese sollen mit weiteren relevanten Informationssystemen vernetzt und einfach sowie gut bedienbar sein.

Die Koordinationsstelle «Barrierefreie Schweiz» unterstützt die Tourismusbranche, indem sie Informationen zum barrierefreien Tourismus und Verkehr systematisch zur Verfügung stellt. Getragen wird sie vom gleichnamigen Förderverein bestehend aus wichtigen Akteuren aus Verkehr, Tourismus und Behindertenorganisationen der Schweiz. Pro Infirmis ist eines der Gründungsmitglieder. «Barrierefreie Schweiz» trägt zu einer besseren Vernetzung aller Projekte und Informationen zum barrierefreien Tourismus der Zukunft bei.

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VöV

«Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist einmalig gut. Dazu leisten die motivierten Mitarbeitenden der öV-Branche, die sich mit dem öffentlichen Verkehr indentifizieren, einen wesentlichen Beitrag. Der VöV schätzt dies sehr. Für die Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs ist eine gut gelebte Sozialpartnerschaft deshalb äusserst wichtig. Daran ändert sich in Zukunft nichts. Ändern werden sich aber die Herausforderungen. Die öV-Branche ist überzeugt, dass sie die anstehenden Herausforderungen zusammen mit den Mitarbeitenden meistern wird.

Der VöV gratuliert dem sev zu seinem 100-jährigen Jubiläum und freut sich auf eine gute Zusammenarbeit, auch über das Jahr 2040 hinaus.

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Daniel Müller-Jentsch, Avenir Suisse

Die Mobilitätswelt von morgen: Die Weichen im öV richtig stellen (Referat am Jubiäumsfest in St.Gallen, pdf)

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